Ein Beitrag von Vikar Andreas Hoenemann
Lässig kutschierte ich mein Fahrrad einhändig durch die enge Gasse einer Waldpassage, als plötzlich mir eine querliegende Wurzelader ein Bein stellte. „Schwups“ sauste ich über meinen Lenker, mit der Nase voran, in den Staub. Mir selber ging es gut, aber der hintere Fahrradreifen hatte einen Schlag abbekommen, sodass er nun eierte. Also ins Auto mit dem Patienten und ab zum FahrradDoc. Beim Vorbeifahren am Fahrradladen standen bereits einige Leute davor, die aber scheinbar auf den Bus warteten.
Denkste! Als ich mich mit meinem Fahrrad dem Geschäft näherte, bemerkte ich, dass es sich tatsächlich um die Schlange vor dem Geschäft handelte. Sieben Personen standen vor der Eingangstür. Nach 15 Minuten waren es immer noch sechs. Als ich schließlich fast an der Reihe war, da meinte einer des Zweier-Fahrradgespanns vor mir: „ Du guck mal! Für die Reparaturannahme unseres Fahrrades, steht hier auf der Eingangstür, müssen wir links um die Ecke.“ Und so dackelte ich den Beiden hinterher.
Mist, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich reihte mich also wieder einer fünfköpfigen Schlange an, nachdem ich bereits eine Stunde gewartet hatte. Am Schluss waren es insgesamt 2 ½ Stunden die ich mit Warten verbrachte. Allerdings mit dem Ergebnis, dass mein Rad wieder fahrtüchtig war.
Diese Geschichte ist ein banales und dennoch sinnbildliches Beispiel für die momentane Situation. Oft ist zur Zeit an vielen Stellen Geduld von uns gefordert, von denen wir es bisher nicht kannten. Kurzzeitige Geduld bei Einkäufen oder Reparaturen. Langzeitige Geduld in Hinsicht auf das Erleben von Familienfeiern, Gruppen und Veranstaltungen. Diese kurzund langzeitige Geduld verlangt von uns ein passives Abwarten, aber auch ein aktives Erwarten.
So müssen wir häufiger, wie in der Schlange vor dem Fahrradladen, zur Zeit die Füße stillhalten und warten bis sich vor uns ein Freiraum ergibt. Diesen Freiraum gilt es zu nutzen, um einen weiteren Schritt im Leben nach vorne zu gehen. In diesem Balanceakt zwischen passiven Abwarten und aktiven Erwarten braucht es einen guten Leiter. Dieser guter Leiter will Gott uns sein. Auf ihn gilt es geduldig so hören, um im Leben Schritte in die richtige Richtung zu setzen.
So heißt es im Hebräer 10,36: „Was ihr jetzt braucht, ist Geduld. Tut, was Gott will. Dann werdet ihr erhalten, was er versprochen hat.“
Darum möchte ich uns ermutigen, Gott für uns persönlich und für unsere Kirchengemeinde um diese Geduld zu bitten, damit wir einerseits in Besonnenheit abwarten und zugleich Freiräume für neue Lebensschritte erwarten.
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